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Schüler kochen mit jungem Syrer

(Wenn Abdullah den Löffel schwingt, ist der Krieg vergessen Bericht: Valentina Dirmaier/ BRAUNAUERWARTE vom 19.März 2015)

 

Berührungsängste? Fehlanzeige. Nur die sprachliche Verständigung hapert etwas, denn in dieser Kochstunde folgen die Viertklässler der A- und D-Klasse der Neuen Mittelschule, Ostermiething nicht wie gewohnt den Vorgaben von Lehrerin Hannelore Bachmair, sondern lassen sich von Abdullah instruieren.

Gemeinsam werden syrische Tacos, eine Spezialität aus dem Heimatland des Flüchtlings, kreiert. Los geht's mit dem Teig.Irina und Patricia amüsieren sich bereits beim Kneten des Fladenbrots köstlich. Eine bearbeitet das Gemisch mit dem Nudelholz, die andere formt kleine Bällchen. „Ich hab' noch nie Tacos gegessen. Gibt's so was bei uns eigentlich", fragt eine der beiden Schülerinnen.

Florian, der sich selbst als Matheliebhaber und Theoretiker bezeichnet und Sabrina schlagen sich mit anderen Problemen herum: das Nudelholz verwehrt ihnen den Dienst. Spaß macht's trotzdem. Sabrina aus Serbien kocht aber lieber zu Hause mit ihrer Mama. Auf die Frage, ob sie ihren Mitschülern einmal die Köstlichkeiten ihrer heimischen Küche im Unterricht zeigen möchte, beginnt die 14-Jährige zu strahlen: „Ja, unbedingt."
Indessen widmen sich Katharina und Andreas dem Gemüse, mit dem die Taschen gefüllt und die Fladen belegt werden. Chefkoch des Tages, Abdullah, kontrolliert, zeigt vor, lobt. Der wissbegierige

Sebastian holt sich die Bestätigung, ob seine geschnittenen Paprika den Vorstellungen entsprechen.
Für den Kriegsflüchtling, der in einem Hotel sowie in einem Restaurant als Koch gearbeitet hat, ist das gemeinsame Kochen mit den Schülern eine willkommene Abwechslung und Therapie. Auch wenn er die Konversationen in der Gruppe nicht immer versteht, mit wenigen Worten und vielen Gestiken verständigen sich alle. Was Abudullah zum Schmunzeln bringt: „In Syrien wollten alle europäisch oder amerikanisch essen, der westliche Stil war gefragt. Hier fragen alle nach dem orientalischen Essen. Lustig."


Während die Schiller über das Füllen der Teigtaschen und Fladen richten, stattet auch Schuldirektor Hermann Pohn den Jungköchen und Abdullah einen kurzen Besuch ab und überzeugt sich von den Kochkünsten seiner Schützlinge.
Dann geht's ans Backen. Der bei den Kindern eher unbeliebte Abwasch wird schnell durchgeführt, nach dem Zusammenräumen wird rund um den bunt gedeckten Tisch Platz genommen. Die herrlich duf-tenden Tacos und Fladenbrote mit Gemüse werden mit Stolz und jubelnd serviert. Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen.
„Dann wurde es sehr ruhig"


Beim Essen taucht die Frage auf, wo Abdullahs Heimat ist. Die Gründe, warum der 23-Jährige überhaupt in ihrer Gemeinde lebt und sein Heimatland verließ, sind den Schülern zum Teil bekannt. Im Religionsunterricht wurde das Thema bereits besprochen. „Die Schüler durften Fragen über den Islam stellen und Abdullah hat den Schülern in einer Unterrichtsstunde über seine Flucht erzählt", ergänzt eine weitere Lehrerin. Nachsatz: „Danach wurde es in der Klasse sehr ruhig."

 

Quelle: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/innviertel/braunau/Wenn-Abdullah-den-Loeffel-schwingt-ist-der-Krieg-vergessen;art14857
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